Mittwoch, 30. Oktober 2019

China und der Plastikmüll

Es ist wirklich nicht einfach, hier in China, auf Plastikverpackungen, Plastikmüll und Einwegplastik zu verzichten. Aber wie auch in Deutschland gebe ich hier mein Bestes, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Vor Kurzem zum Beispiel habe ich entschieden: Ab sofort verwende ich keine Einweg-Papierhandtücher mehr um mir die Hände abzutrocknen. Entweder ich trockne sie mir an meiner Hose ab, oder eben gar nicht. 
Ich könnte mich manchmal grün ärgern vor Wut und Entsetzen, wie unbedacht man hier Müll produziert. Aber ich kann es nicht ändern, die Menschen müssen früher oder später (ich bete für früher) von alleine darauf kommen. ICH kann aber meinen Beitrag dazu leisten.

Zu Beginn möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen...

Kurz bevor ich nach China aufgebrochen bin, hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem Arbeitskollegen in der Firma in Deutschland.
In einer Zeichnung haben sich zwei Maße geändert. Die Zeichnung war bereits in der Produktion. Ich habe ein PDF mit den Änderungen erstellt und meinem Kollegen per E-Mail zukommen lassen.

Seine Reaktion darauf: 
Ich solle doch bitte die Zeichnung neu ausdrucken, die Änderung markieren und sie ihm rüber bringen. 

Ich dachte mir nur: geht's noch!? Es ändern sich zwei Maße das kann man doch wohl kurz von Hand eintragen und markieren.

Ja, dass habe ich ihm dann am Telefon auch so gesagt worauf es hin und her ging und das ich mich jetzt nicht so anstellen soll. Es hat ihm nicht gefallen, als ich ihm gesagt habe, dass ICH die Zeichnung ganz sicher nicht neu ausdrucken werde wegen dieser läppischen Änderung, dass er das doch dann selber machen soll. Weil ich nicht dafür verantwortlich sein möchte, unnötig Papier, wofür Bäume abgeholzt werden, in den Müll zu werfen. Auch das hat ihm nicht gepasst.

Das Ende vom Lied war, dass ich mit meinem Stift und meinem Textmarker rüber gegangen bin um die Änderung selbst von Hand einzutragen.
Dort ging es aber gerade so weiter. Ich durfte mir Sachen anhören von wegen warum ich mich weigere die Zeichnung neu auszudrucken das sei ja schließlich nur ein Blatt Papier und das ich mir mit meiner Einstellung ja gerade das Richtige Land, nämlich China, ausgesucht habe, um hinzugehen um dort zu leben. Da sei das alles ja noch viel schlimmer mit dem Müll und da werde das sicher nicht möglich sein das zu vermeiden.

Bla Bla Bla

Ich hab ihm gesagt, so wie ich das jedem sagen würde, dass wenn jeder so denkt wie er, dass sich dann natürlich nichts ändern wird. Dass jeder seinen Beitrag dazu zu leisten hat, bewusst mit Ressourcen umzugehen, allen voran wir in Deutschland, da wir die Bildung haben um zu wissen wie es um unsere Meere, unser Klima, unsere Umwelt und unseren Planeten steht.

Glaubt mir, ich habe mich so sehr darüber aufgeregt, wie man nur so uneinsichtig sein kann. Auch ich bin nicht perfekt, dass behaupte ich gar nicht. Aber ich versuche wenigstens Gutes zu tun und denke über mein Handeln nach.

Ja, so sieht es aus. Und nun bin ich hier in China und kann nur nochmals betonen: 
hier ist es wirklich nicht einfach.
Alle in Deutschland die sagen, bei uns wäre es nicht einfach, sind meiner Meinung nach einfach nur zu bequem. Bei uns ist es um Welten einfacher man muss nur sich dessen nur bewusst sein und entsprechend handeln.

Ich möchte nun einige Beispiele nennen, wo ich einfach nur den Kopf schütteln kann...

Ich fange mal an beim Obst und Gemüse. Erstmal ist so gut wie alles in irgend einer Form mit Plastik eingepackt. Äpfel werden jeder einzeln in einem Schaumstoffnetz, damit auch ja keine Druckstellen entstehen, angeboten. 
Zitrusfrüchte wie Zitronen, Grapefruit und Pomelo sind meist in einer Plastiktüte verpackt. Warum zum Teufel!? Die Schale wird doch sowieso nicht gegessen.
Kleineres Gemüse, wie Pilze, Sprossen, Avocado (und so weiter) liegen in einer Kunststoffschale und sind zusätzlich noch mit Frischhaltefolie umwickelt.
Loses Gemüse wird in Tüten gepackt, die oft noch so verschlossen werden, dass man die Tüte später aufreißen muss und nicht mal mehr weiterverwenden kann. Wenn man es nicht selbst einpackt, wird es beim Wiegen gemacht. Und das nur, damit der Aufkleber irgendwo drauf geklebt werden kann...

Neulich im Supermarkt:
Ich habe zwei Zitronen gekauft. Die werden hier auch gewogen und nicht nach Stück verkauft. Der nette Mann an der Theke wollte sie in eine Tüte packen, ich habe ihm gesagt das ich keine Tüte möchte. Er war etwas verwirrt. Dann habe ich ihm die bereits wie oben beschrieben eingepackte Avocado gezeigt und wollte ihm klar machen, dass er da den Aufkleber drauf kleben soll. Hat er doch tatsächlich gedacht, ich will eine Kunststoffschale für meine Zitronen. Auch das habe ich verneint. Da war er dann vollends verwirrt.
Und wisst er was er gemacht hat? Er hat die Zitronen in Frischhaltefolie eingewickelt weil er sich offensichtlich mit dem Aufkleber nicht anders zu helfen wusste. Na toll...

Weiter gehts mit Klopapier. Inzwischen kaufe ich nur noch einzeln verpackte Rollen. Warum? Weil bei einer Zehnerpackung trotz der wie aus Deutschland gewohnten Verpackung jede Rolle nochmals einzeln eingepackt ist.

Getränke.
Wasser, Cola, Säfte, es gibt nichts in Glasflaschen. Alles in Plastikflaschen oder in Dosen. Ich habe mir einen Mehrwegkanister und einen Dispenser angeschafft. Beim Wasser ist es halt richtig übertrieben. Das gibt es in 0,25 / 0,33 / 0,5 / 1,0 / 3,0 und 5,0 Liter Flaschen. Muss das sein???

Auch bei Süßigkeit und Chips stellen sich mir die Haare zu Berg. Stapelchips sind zum Beispiel in einer Papierverpackung, wie bei uns die Pringels, aber die Chips selber liegen nochmals in einer Kunststoffschale. 

Und Teebeutel (okay, die sind bei uns auch meistens einzeln verpackt, aber es gibt immerhin einige Sorten, bei denen der Beutel einfach im Karton liegt)
Hier sind die Beutel zum Teil nicht einzeln verpackt (sehr gut!!) aber dafür alle zusammen nochmal in eine Plastikverpackung gestopft bevor sie in den Karton kommen.

Selbst wenn man bei Starbucks einen Kaffee trinkt, so wirklich mit dort sitzen im Cafe, bekommt man ihn in einem Plastik To-go Becher serviert. Ich habe noch keinen Kaffee bei Starbucks getrunken seit ich hier bin und werde das auch nicht tun.

Noch was. In manchen Lokalitäten in denen man Fingerfood wie Burger und Pizza essen kann, bekommt man Einweghandschuhe dazu, damit auch ja die Finger nicht fettig und das Essen nicht konterminiert wird.
Und wenn man sich was zu trinken bestellt, eine Cola zum Beispiel, ist diese stets in Dosen und man bekommt einen Plastikstrohhalm dazu.

Wie ihr sehr, ist das alles nicht ganz so einfach hier.

Aber was mich täglich am meisten aufregt, ist bei uns in der Kantine. Das Essen für die Mitarbeiter ist gratis, das ist super. Serviert wird es auf einem Silbertablett mit mehreren Fächern (ich hoffe, ihr wisst was ich meine) welches jedes einzeln in eine Plastiktüte verpackt ist, damit das nicht aufgegessene Essen schon in einem Müllbeutel in den großen Müllbeutel geschmissen werden kann. Außerdem gibt es jeden Tag eine Suppe. Diese schöpft man sich selbst in einen Einwegplastiktrinkbecher. Habe ich aus Prinzip auch noch nie probiert, genauso wenig wie den Kaffee in der Firma - wir haben eine Kapselmaschine.
Ganz zu schweigen von den Einweg-Essstächen, zwei an der Zahl, abgepackt in eine Plastikverpackung.

Wieso gibt es sowas???
Wieso kann nicht jeder seine Stäbchen mitbringen? Manche machen das, aber die wenigsten. Wenn ich darüber nachdenke, dass ihn China 1,5 Milliarden Menschen leben, und somit am Tag sicher 5 Milliarden Einweg-Stäbchen plus Verpackung im Müll landen und wie viele Bäume dafür abgeholzt werden, da könnte ich ...... (denkt euch euren Teil dazu)

Ich denke ich habe schon einen ganz guten Mittelweg für mich gefunden aber zufrieden bin ich nicht. So viel Müll wie ich hier produziere gefällt mir gar nicht. Und dabei achte ich ja schon darauf, dass ich das was es an Obst und Gemüse uneeingepackt gibt kaufe und das ich die Tüten mehrfach verwende und das ich wenn möglich auf Papier- oder Glasverpackung zurückgreife.

Meine Freundin die gerade zu Besuch war, hat gesagt, nachdem sie das hier gesehen hat, ist das was wir nachhaltigen Menschen in Deutschland betreiben, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Eben weil hier so viele Menschen leben die das nicht wissen oder denen es einfach egal ist. Sie hat recht. Aber trotzdem müssen wir weitermachen, uns dem Unheil das wir anrichten bewusst zu sein und gegenzuwirken und mit guten Beispiel voran gehen.

Ich hoffe ich habe den ein oder anderen Leser in Deutschland ein bisschen zum Nachdenken über sein eigenes Verhalten gebracht. 

Zum Schluss noch ein Netz-Zitat, gesehen bei Utopia

Mama achtet darauf, plastikfrei und regional einzukaufen & radelt zur Arbeit; meine Schwester isst kaum noch Fleisch; Papa reist dienstlich innerdeutsch mit Zug und wenn er kann, selbst in die Slowakei mit Auto statt Flieger.
Fazit: nervt die Leute! Es bringt was.