Montag, 11. November 2019

3 Tage in Zhangjiajie

Zhangjiajie ist eine Stadt in der nordwestchinesischen Provinz Hunan. Internationale Bekanntheit erlangte die Stadt, beziehungsweise der Zhangjiajie National Forest Park spätestens nach dem Kinofilm Avatar. Hier wurde gedreht! Die Avatarlandschaft (Pandora) gibt es wirklich!!! 
Die Landschaft und die Felsformationen sind weltweit einmalig und wirklich wunderschön. Ein Besuch lohnt sich!!!



Letzten Monat hatte ich Besuch von einer lieben Freundin aus Deutschland. 
Sie war für ein paar Tage bei mir in Suzhou, wir waren zusammen in Shanghai und auf Grund der National Holidays im Oktober (eine Woche frei!!!) sind wir gemeinsam nach Zhangjiajie gereist.

Eigentlich war ein 5-tägiger Besuch geplant... aber es kommt ja bekanntlich immer anders als man denkt ;-)

Als wir an Tag 1 also in Shanghai am Flughafen angekommen sind, mussten wir feststellen, das unser Flug wegen eines Taifuns gecanceled war. Es waren so einige Flüge gecanceled. Die Situation war irgendwie ganz witzig. Meine Freundin schaute auf die Anzeige und meinte "Ah hier unser Flug.. oh.. gecanceled.."
So total gelassen und entspannt sind wir dann zur Information, wo man uns gesagt hat, der nächste verfügbare Flug wäre 2 Tage später, am Donnerstag. Ja ok, also haben wir unseren Flug auf Donnerstag umbuchen lassen und sind dann wieder zu mir nach Hause.

In diesem Moment war das so ein riesengroßer Vorteil, dass ich hier wohne. Kein stressiges Gesuche nach einem Hotel etc. sondern einfach mit dem Zug wieder nach Hause :)

Für Zhangjiajie hatten wir eine geführte 3-Tagestour gebucht, die eigentlich am nächsten Morgen starten sollte. Wir haben da angerufen und es hieß "Kein Problem, dann bis Donnerstag" Glück gehabt!!! Bei unserem Hotel haben wir auch Bescheid gegeben und auch da war es kein Problem erst 2 Tage später einzuchecken.

Zwei Tage später... wieder am Flughafen, unser Flieger geht, Zhangjiajie, wir kommen!

Nachdem wir gelandet sind, wurden wir auch schon von unserer Tourguide Melody sowie dem Fahrer erwartet und zu unserem Hotel gebracht. Es wurde sich vorgestellt und alle wichtigen Infos ausgetauscht. Und dann ab ins Hotel und ab ins Bett, es schlägt bald Mitternacht ;-)


Tag 1 in Zhangjiajie

Los ging es ganz entspannt und ausgeschlafen um 10:30 Uhr bei einem chinesischen Frühstück bzw. Mittagessen. Es gab Blumenkohl (den besten in meinem bisherigen Leben!) Bohnen mit Rindfleisch und Rührei.
Gut gestärkt haben wir uns dann zu Fuß auf den Weg zur Seilbahn gemacht, welche uns auf den Tianmen Mountain bringen soll. (Ok, auf den Weg gemacht ist etwas übertrieben, wir mussten nur eine Straße und einen Parkplatz überqueren, und dann waren wir auch schon da)

Dort erwartete uns dann die erste Überraschung - hunderte Menschen und eine mega lange Warteschlange. Wir standen geschlagene zweieinhalb Stunden an, bis wir an der Reihe waren... was haben wir auch anderes erwartet, in den National Holidays :D

Die Fahrt war jedenfalls ein einmaliges Erlebnis. Bei der Tianmen Mountain Seilbahn handelt es sich um die längste der Seilbahn der Welt. Ca. 7,5 km lang und eine Fahrzeit von einer halben Stunde. Schön war es!!!


Oben angekommen hatten wir eine so schöne Aussicht auf die Bergstraße die sich nach oben schlängelt (und auf die 1000 Busse die im Begriff waren, weitere Besucher auf den Berg zu bringen...)
Ich muss sagen, meine Freundin, die die Welt durch die Augen einer Fotografin sieht, hat mir die Aussicht erstmal etwas madig geredet. Keine gute Sicht, so diesig, keine guten Lichtverhältnisse und so weiter und so fort.

Einerseits kann ich es verstehen, wenn man eine bestimmte Erwartung hat, aber das ist eben auch ein Nachteil dieser Erwartungshaltung - man kann schnell enttäuscht werden. (Dies trifft auf jede Lebenslage zu!!)

Schnell wurde dann festgestellt, das wird nix mit guten Fotos hier oben. Also genießen wir den Ausblick doch einfach mit all unseren Sinnen. Und all den anderen Touristen.

Es gab einige Aussichtsplattformen, von denen man die Berge und die Landschaft bestaunen konnte und dann ging es für uns über den Skywalk, der sich am Berghang in schwindelerregender Höhe um den Berg schlängelt. 
Nach einem weiteren kurzen Hike (so nennen das die Chinesen, wenn man einen geteerten Weg, der überwiegend aus Treppen besteht entlang wandert) ging es dann aber auch schon wieder Richtung Tal - und zwar mit einer Rolltreppe die durch den Berg gebaut wurde und ca. 30 Minuten benötigte, bis wir auf der nächst tieferen Ebene und wieder am Tageslicht waren.

Vom Skywalk aus fotografiert :)

Lieber wären wir draußen den Berg herunter gewandert, aber möglicherweise gab es gar keinen Weg, dass wissen wir leider nicht.

Das eigentliche Highlight war dann der letzte Abstieg durch die Tianmen Cave und über 999 Treppenstufen. Es war steil, sehr steil. Und viel los. Und es wurde nicht sonderlich viel Rücksicht auf andere Menschen als sich selbst genommen, was den Abstieg nicht gerade erleichterte. 
Unten angekommen haben wir noch ein paar Fotos geschossen und uns wieder in die Schlange gestellt, dieses Mal für den Bus, der uns nach unten bringen wird.



Ganz schön Steil, dieser Abstieg...

Die Busfahrt war fast genauso spektakulär als die Fahrt mit der Seilbahn. 

Alles in allem haben wir diesen Tag mit 3 Stunden in einer Schlange stehen und 3 Stunden mit Menschenmassen über den Berg schieben verbracht.
Die Aussicht und die Atmosphäre da oben ist super, keine Frage. Aber es ist dringend zu empfehlen, nicht in den chinesischen Feiertagen hierher zu kommen, für alle die, denen das möglich ist.


Tag 2 in Zhangjiajie

Am zweiten Tag ging es für uns früher los, da wir erstmal eine einstündige Fahrt zum Nationalpark vor uns hatten. Melody und der Fahrer haben uns am Hotel abgeholt, welches wir an diesem Tag auch schon wieder verlassen haben, da wir in dieser Nacht in einen kleinen Bergdorf übernachten werden. Dazu später mehr. Wir wurden zum Eingang des Nationalparks gebracht und von dort aus ging es dann mit einem Bus erstmal ganz schön weit nach oben.

Die erste Station an diesem Tag war der berühmt Bailong Lift.
Wir haben ihn in seiner oberen Station bestiegen und sind nach unten gefahren. Der Lift besteht aus Glas, sodass man einen 1A Ausblick auf die Felsformationen hat (und auf Grund der mangelnden Rücksicht, auch den ein oder anderen Ellbogen in der Seite...)




Als wir unten angekommen sind, sind wir gewandert.
Vorbei am Avatar Mountain und über eine riesige Naturbrücke aus Felsen. Und über eine weitere Brücke die einen tollen Ausblick bietet und entlang des Berges. Wir haben an der ein oder anderen Aussichtsplattform Halt gemacht, um ein paar Fotos zu schießen. Heute, am Samstag, war schon deutlich weniger los als am Tag zuvor. Trotzdem noch einiges, aber man konnte sich zumindest in einem normalen Tempo fortbewegen. 


Der Avatar Mountain

Perfekt zur Mittagszeit haben wir dann das Mittagessen-Touristen-Restaurant erreicht, und zu Mittag gegessen. Es war übertrieben voll, übertrieben laut, und das Essen leider nicht übertrieben gut :D

Weiter ging es mit dem Bus bergabwärts für den nächsten Hike und die nächsten Fotospots. Melody hat übrigens ziemlich bald gemerkt, dass wir kein Interesse an den total berühmten und total überfüllten Spots hatten und hat uns dann zu den nicht berühmten und nicht überlaufenen Spots geführt, was wir sehr begrüßt haben - endlich konnte man den Ausblick, die Berge, die Atmosphäre richtig und vor allem in Ruhe genießen.
Und ungestört schöne Fotos machen :)

 

Gegen frühem Nachmittag ging es für uns dann mit dem Bus noch weiter abwärts zu einem anderen Ein- bzw. Ausgang des Nationalparks in ein kleines Bergdorf (ich weis leider nicht wie es heißt...)
Hier wurden wir für diese Nacht in einem kleinen, privatgeführten Guesthouse untergebracht. Wir haben uns erstmal ein wenig im Zimmer ausgeruht, bevor wir dann auf eigene Faust das Städtchen erkundet haben.

Es war wirklich so schön dort. So ziemlich jedes Haus hatte einen Hahn und Hühner, am Straßengraben wurden Kräuter und Gemüse angepflanzt, Frauen haben das Geschirr an der Straße und die Wäsche am Fluss gewaschen. Es war so richtig schön ursprünglich dort. Wir kamen auch an keinem Supermarkt vorbei. Auf mich wirkte dieses Dorf wie der wilde Westen, nur eben auf chinesisch.

Wild West auf chinesisch ;-)

Der Ausblick aus unserem Zimmer

Als es anfing zu dämmern haben wir uns wieder auf den Weg zu unserem Guesthouse gemacht. Dort wurde extra für uns gekocht. Wir durften in die Küche und uns selbst aussuchen, was wir gerne essen wollen.
Es war so lecker und wir wurden so herzlich empfangen!!!

Wir hatten einen so tollen Abend dort, haben Freundschaft geschlossen mit dem Enkel des Besitzers. Seine Frau und die Tochter waren auch da und haben uns Gesellschaft geleistet (oder wir ihnen), die Frau war taubstumm und trotzdem hat sie mit Händen und Füßen versucht, mit uns zu kommunizieren. Mit dem kleinen Bub haben wir Lego gespielt und herum getollt. Alle waren gut drauf und es war eine so ausgelassene Stimmung. Ich bin so dankbar für diesen Abend, den ich sicher nie vergessen werde!!!

Denn es geht um Begegnung ♥


Tag 3 in Zhangjiajie

Wir hatten die Wahl - entweder früh morgens aufstehen, und VIELLEICHT einen schönen Sonnenaufgang erleben, oder etwas länger im Bett bleiben und den Sonnenaufgang nicht sehen. Wir haben uns für letzteres entschieden...

Frühstück gab es trotzdem zeitig, und zwar wieder extra für uns gekochte Nudelsuppe. Lecker und ein super Start in den Tag!

Als es dann Zeit war aufzubrechen, war der kleine Bub so traurig das wir wieder gehen und hat sogar geweint. Sein Opa, der Besitzer vom Guesthouse hat uns wieder zum Nationalpark gefahren und seinem Enkel erlaubt, mitzufahren. Der war Stolz wie Bolle :)

Eine kleine Info zwischendurch.
Am ersten Tag auf dem Tianmen Mountain hatte es über 30 Grad man hat selbst in T-Shirt und kurzer Hose geschwitzt. Am zweiten Tag war es schon deutlich kühler, aber in Leggins und T-Shirt doch noch sehr angenehm. Am dritten und letzten Tag war es kalt. Nur noch gute 10 Grad und wir hatten beide keine Jacke dabei, meine Freundin nicht mal einen Pulli. Die Ärmste hat ganz schön gefroren...

Los ging es an diesem kalten und leicht bekleideten Tag mit einem offenen Bus an eine ziemlich hoch gelegene Stelle im Nationalpark. Auf dem Plan stand die Aussicht auf den Skygarden. Von hier aus hatte man auch Sicht auf den Bailong Elevator, mit dem wir am Tag zuvor gefahren sind. Ansonsten gibt es hiervon nichts spektakuläres zu berichten, weil es so nebelig war und wir so hoch waren das man außer Nebel nichts gesehen hat.

Zhangjiajie Skygarden (und Bailong Elevator,
den man aber auf den Fotos nicht erkennt...)

Da wir richtig gut in der Zeit lagen hat uns Melody zu einem etwas  abgelegeneren Ort gebracht. Der Weg dorthin war ausnahmsweise mal nicht geteert und wir hätten ihn ohne sie vermutlich auch nicht gefunden. Und dieser Platz war meiner Meinung nach der mit der besten Aussicht von allen, die wir in den vergangenen Tagen hatten. Und wir hatten ihn für uns alleine, für etwa eine halbe Stunde. Bis dann ein paar Chinesen kamen. Aber diese halbe Stunde hat gereicht um zu genießen :)

This view *__*

Als letzter Punkt unserer Tour stand nochmal eine Fahrt mit einer Seilbahn an. Als wird dort ankamen war dort niemand!!! Wir waren sofort dran ohne anzustehen und haben auch eine Gondel für uns ganz alleine bekommen.
Unfassbar, wenn man bedenkt, dass wir zwei Tage zuvor zweieinhalb Stunden angestanden sind...

Anfangs hat man leider gar nichts gesehen, wir waren mitten im Nebel. Aber umso tiefer wir kamen, desto besser wurde die Sicht. Ich kann es nicht in Wort fassen, dass muss man selbst gesehen haben. Es war einfach magisch ♥


Noch nicht mal 11 Uhr morgens und wir sind mit unserem Programm schon durch... 
Ein Bekannter von Melody hat uns am Nationalparkausgang abgeholt und zu einem Restaurant gefahren, wo es dann erstmal ein frühes Mittagessen gab - inklusive Stinketofu. Ich hab lange nichts ekligeres probiert :D:D:D
 
Da wir noch massig Zeit hatten, bis wir zurück zum Flughafen mussten, haben wir uns auf Vorschlag Melodys dazu entschieden, noch eine Floßfahrt auf dem Baifeng Lake zu machen. Auch hier waren kaum Menschen und es war fast genauso magisch wie zuvor in der Gondel der Seilbahn.

Blick über den Baifeng Lake

Danach haben wir auf eigene Faust noch etwas die Gegend erkundet und dann war es Zeit zurück zum Flughafen zu fahren.

Am Flughafen dann die erste Überraschung: der Flug meiner Freundin wurde bereits mit 2 Stunden Verspätung angezeigt.

Warum der Flug meiner Freundin?
Sie flog weiter nach Peking und ich wieder nach Shanghai zurück.

Die zweite Überraschung war dann, das mein Flug einfach komplett ausgefallen ist. Bis zum Zeitpunkt wo das Boarding losgehen sollte, war nicht mal von einer Verspätung die Rede und dann das!
Wie gut, dass man hier in China so gut versorgt wird - alle Passagiere dieses Flugs wurden mit dem Bus in ein naheliegendes Hotel gebracht. Infos wann der Flug geht, gab es erstmal keine. Die kamen dann kurz vor Mitternacht. Man kann sich hinlegen und schlafen, der Bus kommt um 6 Uhr um alle wieder zum Flughafen zu bringen.

Ich habe mir ein Zimmer mit einer jungen Chinesin geteilt. Wir hatten noch einen schönen Abend mit netten Gesprächen zusammen.

Als es dann am nächsten Morgen zurück ging und von dort an wieder alles nach Plan verlief, war ich aber trotzdem froh, bald wieder zu Hause zu sein...


Fazit zu dieser Reise

Einen Reiseleiter oder Gruppenführer braucht man nicht. Lediglich für die Fahrt zum Nationalpark war es praktisch, einen Transport zu haben. Und das man nicht selbst anstehen muss für die Tickets (wobei man dann halt ohne Anstehen warten muss). Aber den Rest (bis auf den Spot am Ende) hätten wir auch ohne Guide locker geschafft.

Es lohnt sich wirklich den Zhangjiajie National Forest Park zu besuchen. Aber wie schon gesagt, wenn man die Möglichkeit hat, lieber nicht in den chinesischen Feiertagen.

Ein dritter Tag im Nationalpark wäre schön gewesen. Wir haben viel gesehen, aber bei weitem nicht alles. Unter anderem liefen wir nicht über die berühmte Glasbrücke. 

Der Tianmen Mountain (Tag 1) ist meiner Meinung nach ein Nice to see, kein Must see. Aber ich denke da gehen die Meinungen sicher auseinander.