Es ist mittlerweile zwar Alltag eingekehrt und Routine, aber es ist trotzdem so unwirklich. Vielleicht ist unwirklich auch das falsche Wort. Es fühlt sich nur einfach nicht nach Alltag und Routine an. Obwohl ich montags bis freitags von 8:30 Uhr bis 17 Uhr im Büro bin und dienstags und donnerstags direkt im Anschluss zum Chinesischunterricht fahre, fühlt es sich mehr wie ein gaaanz langer, nicht enden wollender Urlaub an.
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| Ich, glücklich im März |
Das Leben hat hier am anderen Ende der Welt gefühlt viel mehr Leichtigkeit.
Liegt das an dem Wesen der Chinesen? Daran, dass Zeit nicht so wichtig zu sein scheint? Daran, dass sich alle so langsam fortbewegen, ganz ohne Stress und immer Zeit sich lustige Videos anzuschauen? Der Leistungsdruck ist hier zwar enorm, ich würde sagen, viel größer als in Deutschland, aber man merkt das den Menschen nicht an.
Oder liegt es daran, dass das hier ein Ablaufdatum hat? Daran, dass ich weiß, das ich in 18 Monaten wieder zurück nach Deutschland gehen werde und dieses Kapitel dann beendet ist? Daran, dass ich weiß das es dann (vermutlich) kein zurück nach China mehr geben wird?
Ich weiß es ehrlich nicht. Ich hatte schon das ein oder andere Gespräch zu diesem Thema. Sowohl mit Freunden und Familie in Deutschland, als auch mit lieben Menschen die ich hier in Suzhou kennen gelernt habe. Keiner scheint die Antwort zu kennen. Aber ich bin zumindest nicht die Einzige mit dieser Ansicht. Es geht auch anderen so, die auf Zeit hier sind. Und man kann sich einfach nicht erklären warum es so ist. Es könnte dies sein und es könnte jenes sein. Wer weiß, ob wir es jemals herausfinden...
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| Ich, glücklich im April |
Die "ersten Male" werden weniger, es ist definitiv Alltag einkehrt, aber es is trotzdem so spannend und aufregend wie am ersten Tag.
Oder ist es gerade weil Alltag eingekehrt ist, noch genauso spannend?
Weil ich meine Base habe, meine Radius den ich nun in- und auswendig kenne?
Ich gönne mir inzwischen zwar auch immer mehr freie Wochenenden, an denen ich einfach nur zu Hause bin, lange schlafe, Serie schaue oder lese aber ich habe trotzdem noch genug Action und Abendteuer und erste Male damit mir auch ja nicht langweilig wird :)
Außerdem bin ich nun viel weniger auf die Hilfe von meinen Kollegen angewiesen, weil ich mich nun hier auskenne. Das fühlt sich so gut an!!!
Ich hatte ja erwähnt, dass dies meine größte Herausforderung zu Beginn hier war: von anderen abhängig zu sein.
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| Ich, glücklich im Mai |
Ich lerne chinesisch, kann inzwischen dem Taxifahrer sagen, dass er doch bitte hier links abbiegen soll, kann mir mein Essen und anschließend die Rechnung bestellen, kann nach dem Weg fragen und Höflichkeiten austauschen. Das fühlt sich so gut an!!!
Das entschädigt die anfänglichen Kopfschmerzen nach jeder Chinesischstunde und auch bestätigt es mir wieder einmal mehr, dass es sich lohnt, dran zu bleiben auch wenn man zu Anfang denkt: Das schaffe ich nie!!
Meine Intention war, es wenigstens zu versuchen. Und jetzt ernte ich bereits die ersten Früchte.
Ich habe schon so viele tolle Menschen hier getroffen und interessante Gespräche geführt und Freundschaft geschlossen. Sowohl mit Ausländern wie mir, mit denen ich mich über Erfahrungen austauschen kann als auch mit waschechten Chinesen, die mir tolle und traurige Einblicke in ihr Land und ihre Kultur ermöglichen und gestatten. Einige dieser Menschen werden mich mit großer Wahrscheinlichkeit während meiner gesamten Zeit hier begleiten. Mit einigen werde ich bestimmt auch nach dieser Zeit noch eine tiefe Verbindung haben.
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| Ich, glücklich im Juni |
Für mich bedeuten diese 6 Monate, dass schon 25% meiner Zeit in China verstrichen sind. Ja genau, SCHON!!!
Ich sehe das nicht als "erst" ein halbes Jahr von zwei Jahren, sondern als "schon". Und hier weiß ich genau warum.
Weil ich auch nach 6 Monaten sagen kann:
ich habe die absolut richtige Entscheidung getroffen.
Weil ich heulen würde wenn ich jetzt gehen müsste.
Weil ich noch so viel vorhabe und jetzt schon weiß, dass ich unmöglich alles schaffen kann.
Weil ich die Zeit für mich und mit mir so unglaublich genieße.
Und weil dermaßen ich glücklich bin.
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| Ich, glücklich im Juli |
Von meiner Mama weiß ich, dass es sich für sie auch wie ein "schon" anfühlt.
Von meiner besten Freundin weiß ich, dass es sich für sie wie ein "erst" anfühlt.
Die in Deutschland gebliebenen haben also unterschiedliche Auffassungen von der Zeit meiner Abwesenheit. Viele macht es sicher traurig das ich immer sage, dass ich nicht nach Hause möchte. Aber ich denke sie verstehen mich. Und das wichtigste: sie unterstützen mich und stehen hinter mir. Sie lassen mich nach wie vor an ihrem Leben teilhaben und nehmen sich Zeit für mich, damit ich sie auch an meinem Leben teilhaben lassen kann. Auch wenn man sich mal eine Weile nicht hört, weiß ich, dass sie mich lieben und an mich denken und sich darauf freuen, wenn ich wiederkomme.
Ja, das ist bestimmt auch ein Grund weswegen ich hier so glücklich bin und kaum Heimweh habe :)
Danke an all die lieben Menschen, die meine Abwesenheit akzeptieren und trotzdem für mich da sind!!! ♥
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| Ich, glücklich im August |
Liebe Leute, ja ich vermisse euch! Sehr sogar.
Aber die deutsche Mentalität und Unfreundlichkeit so vieler Leute, das vermisse ich nicht. Alles im Leben hat zwei Seiten. So vieles in Deutschland auch besser sein mag, so vieles empfinde ich nun auch als schlechter.
Ich glaube, man muss erst einmal wirklich raus gewesen sein, nicht nur 2 Wochen im Urlaub, sondern wirklich raus, um sich darüber klar zu werden. Auch ich habe nach jedem Urlaub wieder mehr gemerkt, was sich zu schätzen lohnt und worauf ich tatsächlich verzichten könnte. Aber jetzt, nach 6 Monaten leben, arbeiten, wohnen, im Ausland, weiß ich noch viel mehr was Wertschätzung für mich bedeutet.
Jeden Tag Dankbar sein für das was ich habe.
In diesem Sinne, auf die nächsten 6 / 12 / 18 Monate, die ich noch in China verbringen darf. Mögen sie mir weiterhin so tolle Momente und so viel persönliche und berufliche Entwicklung schenken, wie letzten 6!!!
