Freitag, 12. April 2019

Shanghai - eine Stadt mit vielen Gesichtern

Letztes Wochenende machte ich mich auf, das erste Mal nach Shanghai. Es bot sich an, da am Freitag "Tomb-sweeping Day" - ein nationaler Feiertag - war. So hatte ich drei ganze Tage um die große Stadt zu erkunden. Einen großen Plan hatte ich keinen, ich wollte mir einfach einen ersten Eindruck verschaffen und mich treiben lassen.


Tag 1

Los gings für mich schon früh am Morgen. Mit der Metro bin ich von meiner Haltestelle zum Bahnhof gefahren und dann mit dem Schnellzug nach Shanghai. Die Fahrt dauerte circa eine halbe Stunde. In Shanghai am Bahnhof angekommen habe ich die Metro Richtung "People Square" genommen. Für diesen Aufenthalt war das mein Basispunkt.

Um mir einen ersten Überblick zu verschaffen, entschied ich mich im Vorfeld, mit dem Hop-on-Hopp-off-Bus die Stadt zu "durchfahren". Einfach im Bus sitzen, aus dem Fenster schauen und gucken, was es denn so alles gibt. Erstmal ohne Hop-off. 
Es gibt in Shanghai zwei verschiedene Anbieter von Hop-on-Hopp-off. Der eine hat drei Lienen die er abfährt, der andere hat sogar vier.

Ratet mal, für welchen ich mich entschieden habe - genau, für den mit den vier Linien. An der Haltestelle "Urban Planning Exhibitoion Center" habe ich mir ein Ticket gekauft. An den Haltestellen stehen Mitarbeiter die die Tickets verkaufen und Fahrpläne sowie Kopfhörer für den Audioguide verteilen. Das Ticket kostet 80 RMB (entspricht ca. 10,50€) und ist ab der ersten Fahrt für 24 Stunden gültig. Den Audioguide gibt es sogar auf Deutsch!





Nach circa 5 Minuten kam auch schon der erste Bus, die "Green Line (2)". Die Fahrt dauerte etwa 30 Minuten. Es ging vom "Urban Planning Exhibition Center" durch den Jinling East Road Tunnel, welcher unter dem Huangpu River durch geht, rüber in den Stadtteil Lujiazui. Hier stehen DIE Wolkenkratzer Shanghais. Der Oriental Pear Tower, ein Fernsehturm mit einer Höhe von 468 Metern, der JinMao Tower mit einer Höhe von 420,5 Metern, das Shanghai World Financial Center mit einer Höhe von 492 Metern und der Shanghai Tower, das dritthöchste Gebäude der Welt, mit einer Höhe von sagenhaften 632 Metern. 


Der Oriental Pearl Tower

links: JinMao Tower
 rechts: Shanghai World Financial Center
(der Shanghai Tower war fürs Bild einfach zu groß)

Die letzte Haltestelle dieser Linie war "Shanghai Museum" Hier bin ich direkt in den nächsten Bus, die "Red Line (1) umgestiegen. Diese Fahrt führte mich in circa einer Stunde durch die berühmte Nanjing Road, weiter entlang des Bunds, der Uferpromenade Shanghais, von welcher man einen spektakulären Ausblick auf die Skyline der Stadt hat. Weiter ging es Richtung Altstadt zur Haltestelle "City God Temple & Yu Garden". 


Passanten auf der Nanjing Road

Der erste Blick vom Bund auf die Skyline

An dieser Haltestelle bin ich in die "Purple Line (5)" umgestiegen.

Falls ihr euch fragt warum Linie 5, wenn es doch nur vier Linien gibt, hier die Antwort:

Das chinesische Wort für die Zahl 4 weißt eine große Ähnlichkeit in der Aussprache zum chinesischen Wort für "Tod" auf. Deshalb wird die Zahl 4 weitestgehend vermieden. Auch in Hotels sucht man vergeblich nach dem vierten Stockwerk. Was das angeht, sind die Chinesen sehr abergläubisch.

Die Linie 5 also führte mich wieder zurück entlang der Uferpromenade, dieses Mal nutze ich den Ausblick um die Architektur der Gebäude des Bunds zu betrachten. Herrlich, dieser Kontrast von den alten Gebäuden der Kolonialzeit auf der einen und den neuen, Top-modernen Wolkenkratzern mit ihrer Glasfassade auf der anderen Seite des Flusses...
Weiter führte die Fahrt durch den Residental District. Bei dieser Fahrt hatte ich das Glück direkt in der vordersten Reihe in der zweiten Etage im Bus sitzen zu können. Nochmal am Bund entlang bin ich wieder an der Haltestelle "City God Temple & Yu Garden" ausgestiegen.



Inzwischen war es auch nach 14 Uhr, also habe ich mir ein Restaurant gesucht und schön zu Mittag gegessen, bevor ich weiter in die "Yellow Line (3)" umgestiegen bin. Die Linie 3 führte durch den People´s Road Tunnel, wieder unter dem Huangpu River, hindurch, und schlängelte sich dann erstmal wieder - wie die Linie 2 - um die Wolkenkratzer herum. Weiter ging es Richtung Mercedes-Benz Cultural Center. Das Areal wurde extra für die Expo 2010, welche unter dem Motto "Better City, better Life" zum ersten Mal in China ausgetragen wurde, erschaffen. Zum Abschluss überquerte ich den Huangpu River ein letztes beziehungsweise erstes Mal (die anderen Male unterquerte ich ihn ja) über die Yangpu Bridge.


Yangpu Bridge

An der Haltestelle "East Jingling Road Ferry Terminal" beendete ich meinen Sightseeing Trip mit dem Hop-on-Hop-off- Bus.

Nun lief ich die Promenade zu Fuß ab und hatte das erste Mal die Skyline von Nahem vor mir. Und ich muss sagen: Ich war absolut geflahst. 
Um das alles erstmal zu verarbeiten habe ich mich auf eine Bank gesetzt und einfach nur geschaut.




Inzwischen war es schon nach 17 Uhr und ich mega platt. 
Ich machte mich mittels Taxi auf den Weg zum Hotel. Den Namen werde ich euch nicht verraten, da es leider eine Enttäuschung war. Ich weiß nicht, wo da die 4 von 5 Sternen Bewertung herkommt...

Nun gönnte ich mir erstmal eine heiße Dusche und eine kurze Pause, bevor ich - mit Zwischenstopp für einen kleinen Snack - wieder mittels Taxi Richtung Bund gefahren bin. Die Fahrt von 2,5 Kilometern dauerte eine halbe Stunde, man, war da was los auf der Straße :D

Und dann war er da, der "OH MEIN GOTT"-Moment. Das perfekte Spektakel!
Die perfekte Skyline. Das perfekte Fotomotiv. Die meisten von euch haben sicher schon Fotos gesehen, von Shanghai by night. Genau wie ich. Aber was man sieht und vor allem fühlt wenn man dann in natura an diesem Platz steht, das lässt sich mit keinem Foto vergleichen. Das muss man selbst erlebt haben. Ich habe keine Worte dafür. Ich konnte meine Tränen - Tränen der Freude, der Begeisterung und der Überwältigung - nicht mehr zurück halten. Was das angeht bin ich vielleicht auch ein bisschen sensibel. Und dazu kommt, wenn man solche Momente alleine hat, sie mit niemandem teilt, dann verstärkt das finde ich noch zusätzlich diese tiefen Gefühle.
Ich kann jedem nur ans Herz legen: macht euch selbst ein Bild davon!!!


Shanghai by night


In meinem Hop-on-Hop-off Ticket war noch eine Fahrt durch den Sightseeing Tunnel inklusive. Gott sei dank will ich fast schon sagen, denn ich habe mich bei dieser Fahrt echt gefragt, wieso man dafür noch extra Geld ausgeben sollte. Man fährt in einer Art Gondel auf Schienen durch einen Tunnel der leuchtet und blinkt und zum Teil mit Schwarzlichtfarbe wie eine Unterwasserwelt angemalt ist. Das hat mir persönlich gar nichts gegeben, aber wem es gefällt ;-)


"Gondeln" vom Sightseeing Tunnel

Ja, nun bin wieder in Lujiazui und und bestaune das Spektakel nochmal von der anderen Seite, bevor ich mich glücklich und zufrieden so wie müde und erschöpft mit der Metro und dem Taxi zurück zum Hotel mache.





Ich hatte einen wundervollen ersten Tag in Shanghai, wie sieht es bei euch aus? Hätte euch das auch gefallen?

Tag 2

Ausgeruht und ausgeschlafen habe ich mich Samstagmorgen dann wieder auf gemacht ins Getümmel. Da es ja nun hell ist, und ich weis wo mein Hotel sich befindet - logisch, ich hab ja schon übernachtet - hab ich mich auf die Suche nach der nächst gelegenen Metro-Station gemacht. Vorab im Hotelzimmer habe ich schon mal nach geschaut weil: ich habe immer noch keine chinesische SIM-Karte, sprich, immer noch kein Datenvolumen, und hier in China funktioniert Maps leider nicht ohne Internet. Ich muss schon sagen, das ist echt ein bisschen Mühsam wenn man keine Navigation oder wenigstens Karte hat... aber ich hab sie gefunden, die Metro, ich musste auch tatsächlich nur einmal rechts abbiegen und dann über die Straße und nach ca. 300 Metern war ich dann schon da.

Ich bin also losgefahren Richtung Yu Garden. Den wollte ich mir nämlich unbedingt anschauen. Meinen Plan habe ich aber ganz schnell wieder verworfen, denn schon auf dem Weg dorthin, durch die Yuyuan Old Street, war die Hölle los! So in der Stadt kann ich das auch echt gut ausblenden. Aber wenn ich mir wirklich was anschauen will dann stört mich das schon wenn man nicht mal richtig laufen kann :D

Also habe ich mir zum Frühstück eine Dumpling-Box mit 12 Dumplings gekauft und mich auf einen - zu meinem Erstaunen - freien Stuhl gesetzt. So saß ich dann da, über eine halbe Stunde, hab gefrühstückt und einfach nur das Gewusel beobachtet und mich gefreut. Immer wieder habe ich Menschen deutsch oder in einer anderen europäischen Sprache sprechen gehört. In Shanghai sind schon viel mehr Ausländer unterwegs als bei mir in Suzhou.


Yuyuan Old Street

Zum Teil haben mich die Leute auch ziemlich erstaunt angeschaut, wie ich so dasaß und einfach nur beobachtet habe. Es fühlte sich irgendwie nach Was-sitzt-die-denn-hier-so-gelassen-rum-und-rennt-nicht-wild-wie-alle-anderen-von-A-nach-B. Aber ich hatte meinen Spaß!




Als ich dann weiter bin habe ich mir an einem süßen kleinen Teeshop - der wohl sehr beliebt sein muss, denn es war eine riesige Schlange dort - einen grünen Eistee mit frischer Pomelo und Rosen-Flavour gekauft und habe mich vom Strom mitziehen lassen durch die geschäftige Yuyuan Old Street. Irgendwann kam ich an einen etwas größeren Platz der randvoll mit Leuten war. Hier war sie also, die berühmte Jiuqu Brücke. Man musste wirklich in einer Schlange anstehen, wie in einem Freizeitpark um eine Attraktion zu betreten, der Hammer. Den Spaß habe ich mir doch glatt gegönnt :D


Blick von der Jiuqu Brücke auf den Wartebereich...

Im Anschluss bin ich dann wieder zur Metro-Station gelaufen und hab mich auf den Weg zum People´s Park gemacht. Auf dem Weg habe ich mir einen Zuckerrohrsaft für unterwegs gekauft. Dieser Tag hat sich irgendwie zum Schlemmertag entwickelt.. :D 
Jedenfalls habe ich dann einen Spaziergang durch den People´s Park gemacht. Als ich den Park betrat, habe ich mich echt gewundert - ist hier etwa Regenschirm-Flohmarkt oder was ist hier los!? Überall saßen Leute, vor ihnen stand ein aufgespannter Regenschirm, auf dem Regenschirm ein DIN A4 großes Blatt mit irgendwelchen Informationen. Es waren alte, kaputte Regenschirme sowie neue, hochwertige und wunderschöne Regenschirme dabei.


Regenschirme im People´s Park...

Als ich bei einem Regenschirm der mir besonders gefiel stehen blieb, und auch mal geschaut hab was da auf diesem Zettel steht (naja, lesen konnte ich es natürlich nicht, aber da die Zahlen in chinesisch ja genauso sind wie bei uns) fiel es mir wie Schuppen von den Augen:

Samstags findet im People´s Park immer der berühmt-berüchtigte Hochzeitsmarkt statt. Hier versammeln sich die Eltern von ledigen Chinesen und Chinesinnen und versuchen, ihre Kinder an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Irgendwie hat das schon was ulkiges...



mein Favorit ^^


Wie ich dann so weiter durch den Park spazierte, erreichte ich plötzlich einen Teil der wie ein Jahrmarkt war. Fahrgeschäfte für Kinder. Wie cool ist das denn!? Da muss man einfach nur in den Park gehen und kann Karussell, Boxauto etc. fahren. Noch weiter kam ich dann an einer wirklich schönen, ruhigen Parklandschaft vorbei, da habe ich mich doch glatt ein Weilchen hingesetzt und gelesen.




Seit ich hier in China bin habe ich eines immer dabei: ein Buch. Ob beim warten auf mein Essen im Restaurant oder beim Spaziergang, ich kann mich in mein Buch vertiefen und mir ist nicht langweilig :)

Vom People´s Park aus habe ich mich dann auf den Weg zur Nahe gelegenen Nanjing Road gemacht. Ich kam an Gruppen von musizierenden, singenden, tanzenden Menschen vorbei, das war so schön. So etwas fehlt mir zu Hause in Deutschland sehr, gemeinschaftlich auf der Straße Spaß haben und nicht das Gefühl zu haben, sich schämen zu müssen, weil man Freude hat und in der Öffentlichkeit für Passanten eine kleine Darbietung hinlegt.

Ja, als ich die Nanjing Road dann erreicht habe, war ich wieder in einem vergleichbaren Trubel angekommen wie schon am Morgen in der Yuyuan Old Street. Man hat kaum die Straße gesehen, vor lauter Menschen. 


was macht denn die Ampel da!?
Vor lauter Fußgänger kommt hier doch kein Auto durch...

Wieder habe ich mich mit dem Strom mitreisen lassen und bin die ganze Straße auf der einen Seite hoch und auf der anderen Seite wieder runter gelaufen. Mit kurzem Zwischenstopp an der Shanghais 1st. Food Shopping Mall. Hier kann man auf 4 Etagen ausschließlich Lebensmittel kaufen. Von Süßkram über Obst und Gemüse, Fleisch und getrockneten Lebensmitteln gibt es hier alles. Die vierte Etage ist sozusagen ein riesiges Restaurant. Hier habe ich dann auch zu Mittag gegessen, wenn ich denn schon mal in einer Food Shopping Mall bin.


Shanghai 1st Food Shopping Mall

Gestärkt ging es für mich dann weiter mit der Metro rüber auf die andrer Seite des Flusses. Einen Punkt hatte ich noch auf meiner Liste für diesen Tag:
den Lujiazui Central Green Space Park.


Und ich muss sagen, in diesen Park habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. So schön angelegt, so grün und bunt, so ruhig und entschleunigend. Und das in Mitten der höchsten Gebäude der Stadt, ja sogar der Welt. Hier vergisst man für einen Moment, dass man sich in einer 26-Millionen Metropole befindet. Hier hört man lediglich die Vögel zwitschern und die Landschaftsgärtner Rasen mähen :D



Lujiazui Central Green Space

Hier habe ich dann auch eine ganze Zeit lang verweilt, mich auf eine Bank gesetzt, die Sonne und die Ruhe genossen, und gelesen. Dann habe ich noch eine Runde gedreht und mir den Rest des Parks angeschaut, bevor ich meine sieben Sachen gepackt und mich zu Fuß weiter Richtung Flussufer gemacht habe. Es war inzwischen nämlich kurz vor der Dämmerung und ich wollte mir die Lichtershow nicht entgehen lassen.


Sonnenuntergang in der Großstadt

Im Paulaner Garten bin ich dann eingekehrt und habe ein großes Bier und einen Salat bestellt. Man hat mich an eine Bierbank gesetzt, an welcher schon drei Leute saßen. Schnell kamen wir ins Gespräch, es waren Griechen, die schon seit einer Weile in Shanghai leben. Es hat wirklich alles gepasst und war Alles in Allem ein wirklich lustiger und unterhaltsamer Abend. Feucht-fröhlicher ist er aber nicht geworden, die Preise haben es nämlich in sich. 80 RMB für einen halben Liter Bier...

So habe ich mich dann zweieinhalb Stunden an einem Bier verweilt.
Gegen 20:30 Uhr habe ich mich - nach dem wir Nummern ausgetauscht haben - wieder Richtung Hotel gemacht. Als ich dann im Bett lag bin ich auch direkt eingeschlummert...

Tag 3

Der dritte und letzte Tag meines ersten Besuches in Shanghai hat begonnen.
Für diesen Tag hatte ich eigentlich nur geplant, die Shanghai Library zu besuchen. Bevor ich mich auf gemacht habe, habe ich mich in einem kleinen, traditionellen Imbiss gestärkt. Die Speisekarte gibt es nur auf chinesisch. Zum Glück habe ich mir vorab Screenshots gemacht was ich dort essen möchte.
Das Essen war auch sehr lecker, allerdings kam ich mir echt fehl am Platz vor. Eine Horde Männer in Blaumännern saß darin. Und die haben mich angestarrt. Einer ganz besonders. Er ließ seinen Blick nicht von mir ab. Und was habe ich gemacht? Ich habe zurück gestarrt. So lange bis er dann offensichtlich bemerkt hat, wie störend es ist beim Essen (oder eher allgemein) die ganze Zeit angestarrt zu werden...

Ich fuhr dann mittels Metro, samt meines Gepäcks, da ich bereits aus dem Hotel ausgecheckt habe, zur Shanghai Library. Diese Bücherei ist die zweitgrößte in China und eine der größten der Welt.
Das Gebäude ist einfach riesig! Von außen, beeindruckend. Von Innen eher eine Enttäuschung. Ich habe mir das irgendwie anders vorgestellt.



Shanghai Library von außen

Bevor ich die Bücherräume betreten durfte, musste ich mein Gepäck abgeben. Was mir auch ganz gelegen kam. Diese nervige Schlepperei immer :D
Bei der Gepäckabgabe wurde ich dann darauf aufmerksam gemacht, dass ich einen Büchereiausweis benötige. Ohne Ausweis, keine Gepäckabgabe und keinen Eintritt in die Bücherei. Jetzt bin ich also (stolze) Besitzerin eines Büchereiausweises für die Shanghai Library. 

Mein Weg führte mich direkt zur internationalen Literatur im obersten Stockwerk, was anderes hätte ich ja doch nicht entziffern können. Wenn ich von internationaler Literatur spreche, meine ich, englische- und japanischsprachige Bücher.


Shanghai Library von innen

Es hat mich verdutzt und auch ein wenig traurig gemacht, dass hier ausschließlich Sach- und Fachbücher zu finden sind. Keinerlei Romane oder ähnliches. Dementsprechend hat sich mein Besuch auf eine gute halbe Stunde beschränkt. Dann habe ich die Bücherei wieder verlassen. Ohne das erhoffte Gefühl, eine tolle Atmosphäre im großen Haus der Bücher zu verspüren.

Das ganze Prozedere mit Ausweis erstellen und Gepäck abgeben hat in etwa genauso lange gedauert, wie mein restlicher Aufenthalt dort. Schade!

Und jetzt, was mache ich denn noch die restlichen vier Stunden bis mein Zug zurück nach Suzhou fährt!?
Ich habe mir wirklich keinen Plan mehr gemacht für den letzten Tag, da ich irgendwie auch davon ausgegangen bin, mir die Zeit in der Bücherei länger zu vertreiben, noch eine Kleinigkeit Essen zu gehen und dann wieder nach Hause zu fahren.


Also entschied ich mich spontan und in Anbetracht des bombastischen Wetters - knapp 30 Grad, blauer Himmel und Sonnenschein - den Rest der Zeit nochmals im Lujiazui Central Green Space Park zu verbringen. Auf dem Weg dorthin habe ich mir eine kalte Cola organisiert und mich dann auf die Wiese neben eine Bank gesetzt, mein Buch ausgepackt, gelesen und die Sonne genossen. 




Eine Sache möchte ich gerne noch zu chinesischen Parks anmerken:
es ist nicht gestattet, die Grünflächen zu betreten. Dies wird durch Parkwächter kontrolliert. Ich frage mich, warum man einen Park so wunderschön herrichtet, wenn man sich dann nicht mal auf die Wiese setzten darf. Naja, ich habe es eben trotzdem gemacht und ich hatte Glück, die meiste Zeit zumindest...




Der Parkwächter lief an mir vorbei und lächelte mich an. So saß ich da, knapp zwei Stunden und habe gelesen und vor mich hin geträumt.
Irgendwann muss wohl Schichtwechsel gewesen sein. Denn als der Parkwächter wieder an mir vorbei lief, hat er mich pfeifend und ein wenig schimpfend auf die Bank verwiesen. 
Jaja, ist ja gut, für die letzte viertel Stunde bis ich sowieso los zur Bahn muss, setzte ich mich eben noch auf die Bank...

Das war also mein erstes Wochenende in Shanghai. Ich bin begeistert von dieser Stadt, von ihrer Vielfältigkeit und von ihrem Flair.
Und soll ich euch was verraten?
Ich habe mir bereits das Hotel bzw. in diesem Fall Hostel, für meinen nächsten Besuch gebucht. Am 10. Mai heißt es dann:
Hello Shanghai, nice to see you again.

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