Montag, 4. März 2019

Du bist aber mutig

Immer wieder, wenn ich mich mit Menschen unterhalte, ob diese nun bekannt sind oder fremd, bekomme ich diese Worte zu hören. Dass das, was ich mache, mutig ist. Alleine ins Kino gehen, alleine Essen gehen, alleine verreisen und die Welt erkunden. Und jetzt: alleine für 2 Jahre nach China zu gehen, ohne zu wissen, was mich wirklich erwartet.



Aber für mich fühlt sich das nicht so an, als sei ich deswegen mutig. Für mich ist das selbstverständlich, die Dinge, die ich tun will, auch zu tun. Ob da nun jemand mitmacht oder eben nicht.
Ich habe vor langer Zeit entschieden, das zu machen worauf ich Lust habe. Unabhängig von anderen! Viel zu oft hatte ich Lust auf etwas, habe Freunde, Bekannte, Verwandte, wen auch immer gefragt, ob jemand auch Lust hätte. Und wenn keiner Lust hatte, bin ich zu Hause geblieben. Und das nur weil mich niemand begleiten will? Das habe ich so nicht eingesehen und eines tages einfach alleine losgestartet.


An dem Punkt, es einfach zu tun, war ich, als eines meiner Jugendidole wieder auf Tour ging. Ich hab meine Freunde gefragt und niemand wollte mit. Ich wollte aber unbedingt zu einem Konzert. Der nächstgelegenste Veranstaltungsort war 250km entfernt. Ich habe mir ein Ticket bestellt und ein Zimmer in einem Hotel gebucht. Klar hatte ich ein bisschen Angst, aber nur weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt Um mich etwas darauf „vorzubereiten“ habe ich mir für ein anderes Konzert, in meiner Nähe, auch ein Ticket bestellt. Eine Freundin hat mich hingefahren und wieder abgeholt.
Schnell habe ich gemerkt, das es gar nicht „so schlimm“ ist, irgendwo alleine hinzugehen.


Es hat sehr viel Spaß gemacht. Im Nachhinein habe ich sogar festgestellt, dass es vielleicht sogar besser war alleine zu gehen. So habe ich dieses Konzert viel intensiver und viel persönlicher erlebt. Ich musste auf niemanden achten und konnte mich einfach gehen lassen.
Im selben Jahr bin ich das erste Mal alleine verreist. Auch das hat mir so gut gefallen, dass ich mir vorgenommen habe, jedes Jahr mindestens eine kleine Reise nur für mich alleine zu machen :)


Was ich damit sagen will:
Denk einmal darüber nach, wie oft es dir so geht. Dass du eine Unternehmung nicht machst, weil niemand mitmachen will oder alle absagen. Wie fühlt sich das an? Willst du wirklich darauf verzichten, wegen „anderen“ zurückstecken? Lass dich nicht aufhalten, etwas zu tun, was du wirklich wirklich willst, nur weil du denkst, du bist alleine. Denn du bist nicht alleine, du hast dich. Lass es zu, alleine mit dir selbst zu sein. Alleinsein kann etwas tolles sein. Irgendwann wirst du merken, dass das Gefühl von Alleinsein verfliegt, weil du es zulässt, nur mit dir zu sein.
Fang mit kleinen Dingen an. Kino zum Beispiel. Im Kino sitzt man, schaut sich einen Film an und redet sowieso nicht, jedenfalls nicht viel. Warum also nicht mal alleine ins Kino?

Nachdem ich das letzte Mal auf meinem Mut angesprochen wurde, habe ich mir Gedanken gemacht. Warum denken die Leute ich sei mutig? Warum denke ich das nicht? Was bedeutet Mut denn überhaupt?

Ich finde ganz andere Dinge mutig.
In meinem Alter zu heiraten, Kinder zu bekommen, sich zu binden. Ich finde Verantwortung für andere zu übernehmen, in dem Fall den Partner oder die Kinder, mutig, Sich langfristig auf etwas festzulegen. Mit jemandem zusammen zu ziehen, den man noch gar nicht richtig kennt.

Mut bedeutet für mich nicht, etwas zu machen, wovor andere Angst haben oder was andere für mutig halten.
Mut bedeutet für mich, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen, sich nicht durch seine Angst aufhalten zu lassen und  bewusst seine Komfortzone zu erweitern. Es ist nicht mutig, aus einem Flugzeug zu springen. Es ist mutig, wenn man aus einem Flugzeug springt, obwohl man Angst hat!

Für mich ist Mut an die persönlichen Ängste gekoppelt!