Immer wieder, wenn ich
mich mit Menschen unterhalte, ob diese nun bekannt sind oder fremd, bekomme ich
diese Worte zu hören. Dass das, was ich mache,
mutig ist. Alleine ins Kino gehen, alleine Essen gehen, alleine verreisen und
die Welt erkunden. Und jetzt: alleine für 2 Jahre nach China zu gehen, ohne zu
wissen, was mich wirklich erwartet.
Aber für mich fühlt sich
das nicht so an, als sei ich deswegen mutig. Für mich ist das
selbstverständlich, die Dinge, die ich tun will, auch zu tun. Ob da nun jemand
mitmacht oder eben nicht.
Ich habe vor langer Zeit
entschieden, das zu machen worauf ich Lust habe. Unabhängig von anderen! Viel
zu oft hatte ich Lust auf etwas, habe Freunde, Bekannte, Verwandte, wen auch
immer gefragt, ob jemand auch Lust hätte. Und wenn keiner Lust hatte, bin ich
zu Hause geblieben. Und das nur weil mich niemand begleiten will? Das habe ich
so nicht eingesehen und eines tages einfach alleine losgestartet.
An dem Punkt, es einfach
zu tun, war ich, als eines meiner Jugendidole wieder auf Tour ging. Ich hab
meine Freunde gefragt und niemand wollte mit. Ich wollte aber unbedingt zu
einem Konzert. Der nächstgelegenste Veranstaltungsort war 250km entfernt. Ich
habe mir ein Ticket bestellt und ein Zimmer in einem Hotel gebucht. Klar hatte
ich ein bisschen Angst, aber nur weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt Um
mich etwas darauf „vorzubereiten“ habe ich mir für ein anderes Konzert, in
meiner Nähe, auch ein Ticket bestellt. Eine Freundin hat mich hingefahren und
wieder abgeholt.
Schnell habe ich gemerkt,
das es gar nicht „so schlimm“ ist, irgendwo alleine hinzugehen.
Es hat sehr viel Spaß
gemacht. Im Nachhinein habe ich sogar festgestellt, dass es vielleicht sogar
besser war alleine zu gehen. So habe ich dieses Konzert viel intensiver und
viel persönlicher erlebt. Ich musste auf niemanden achten und konnte mich
einfach gehen lassen.
Im selben Jahr bin ich
das erste Mal alleine verreist. Auch das hat mir so gut gefallen, dass ich mir
vorgenommen habe, jedes Jahr mindestens eine kleine Reise nur für mich alleine
zu machen :)
Was ich damit sagen will:
Denk einmal darüber nach,
wie oft es dir so geht. Dass du eine Unternehmung nicht machst, weil niemand
mitmachen will oder alle absagen. Wie fühlt sich das an? Willst du wirklich
darauf verzichten, wegen „anderen“ zurückstecken? Lass dich nicht aufhalten,
etwas zu tun, was du wirklich wirklich willst, nur weil du denkst, du bist
alleine. Denn du bist nicht alleine, du hast dich. Lass es zu, alleine mit dir
selbst zu sein. Alleinsein kann etwas tolles sein. Irgendwann wirst du merken,
dass das Gefühl von Alleinsein verfliegt, weil du es zulässt, nur mit dir zu
sein.
Fang mit kleinen Dingen
an. Kino zum Beispiel. Im Kino sitzt man, schaut sich einen Film an und redet
sowieso nicht, jedenfalls nicht viel. Warum also nicht mal alleine ins Kino?
Nachdem ich das letzte
Mal auf meinem Mut angesprochen wurde, habe ich mir Gedanken gemacht. Warum
denken die Leute ich sei mutig? Warum denke ich das nicht? Was bedeutet Mut
denn überhaupt?
Ich finde ganz andere
Dinge mutig.
In meinem Alter zu
heiraten, Kinder zu bekommen, sich zu binden. Ich finde Verantwortung für
andere zu übernehmen, in dem Fall den Partner oder die Kinder, mutig, Sich
langfristig auf etwas festzulegen. Mit jemandem zusammen zu ziehen, den man
noch gar nicht richtig kennt.
Mut bedeutet für mich
nicht, etwas zu machen, wovor andere Angst haben oder was andere für mutig
halten.
Mut bedeutet für mich,
sich seinen eigenen Ängsten zu stellen, sich nicht durch seine Angst aufhalten
zu lassen und bewusst seine Komfortzone
zu erweitern. Es ist nicht mutig, aus einem Flugzeug zu springen. Es ist mutig,
wenn man aus einem Flugzeug springt, obwohl man Angst hat!
Für mich ist Mut an die
persönlichen Ängste gekoppelt!