Meine Probewoche in Suzhou

Nachdem alles besprochen war, und ich mich dafür entschieden habe, das Projekt China anzugehen, bin ich bereits im August für eine Woche in Suzhou gewesen. Um die zukünftigen Mitarbeiter kennen zu lernen, um den neuen Arbeitsplatz anzuschauen, um einen ersten Eindruck über Suzhou, die Stadt, meine Wahlheimat für die nächsten zwei Jahre zu bekommen und um mich final entscheiden zu können.

Ich muss sagen, ich bin mit gemischten Gefühlen abgereist.
Ich hatte mich schon entschieden. Ich werde nach Suzhou gehen und diese Erfahrung mitnehmen. Vorab hätte ich es mir gar nicht anschauen müssen... Aber meine Firma bestand darauf. Klar, ich kann es auch verstehen: wenn man einen Mitarbeiter für so lange Zeit ins Ausland schickt, möchte man ja schon sicher gehen, das dieser auch weiß, oder zumindest eine Idee hat, vorauf er sich einlässt.

Aber was, wenn es mir nicht gefällt?

Ich weiß nicht, mit welchen Erwartungen ich die Reise angetreten habe, vermutlich mit gar keinen. Mit der Erwartungshaltung sehe ich das so: erwarte nichts/nicht zu viel, dann wirst du nicht enttäuscht.

Ja, was soll ich sagen: Diese Tage in Suzhou haben mich in meiner Entscheidung absolut bestärkt, ich habe also alles richtig gemacht.

Abgeflogen bin ich Sonntag Nachmittag von Frankfurt. Angekommen Montag Vormittag in Shanghai. Leider ohne mein Gepäck… dementsprechend war meine Motivation erstmal bescheiden. Am Flughafen musste ich mit Händen und Füßen mein Anliegen erläutern. Da ich mir nicht sicher war, ob man verstanden hatte was ich möchte, habe ich mir sicherheitshalber mal die Telefonnummer geben lassen. (Schlussendlich hat sich dann jemand von meinen Arbeitskollegen darum gekümmert. Mein Gepäck kam am Mittwoch, mit 2 Tagen Verspätung im Hotel an). Der Fahrer der mich abgeholt hat, musste leider auch über 2 Stunden auf mich warten.

Weiter ging es direkt zur Firma. Da ich ja sowieso keine frischen Kleider hatte, musste ich mich auch nicht erst im Hotel frisch machen. Ich wurde herzlich empfangen und begrüßt, und dann auch wieder zurück zum Hotel gebracht – ich solle erstmal ankommen und mich ausruhen.

Also hat mich der Fahrer wieder zurück zum Hotel gefahren. Dort habe ich erstmal eingecheckt. Dieses Hotel war der absolute Protz!!! 5 Sterne und nur Geschäftsleute. Ich hatte ein Zimmer der kleinesten Größe, mit sagenhaften 42m². Auf Reisen privat würde ich mich NIEMALS in so ein Hotel einbuchen. War aber auch mal was nettes, so ein bisschen Luxus. Und die Ausstattung – außer meinen Klamotten hat mir echt nichts gefehlt. Im Bad gab es Shampoo, Duschgel, Conditioner, Bodylotion, Zahnbürste, Zahnpasta, einen Kamm, ja sogar Rasierschaum und einen Rasierer. Dieses Angebot habe ich auch erstmal genutzt, bevor ich mich dann tatsächlich ausgeruht und auf den nächsten Tag vorbereitet habe. An diesem Tag hatte ich keine Motivation nach draußen zu gehen und die Gegend zu erkunden. Also habe ich im Hotel gegessen und mich danach ins Bett gelegt…

Am Dienstag ging es dann richtig los. Ich war den ganzen Tag in der Firma. Mir wurde alles gezeigt, die Kollegen vorgestellt, und ich hatte einige Gespräche mit Abteilungsleitern und Personalfrauen. Nach Dienstschluss ging es im Eiltempo in die nächst gelegene Shopping Mall um das Nötigste zu besorgen – Unterhosen und 2 T-Shirts. Mein Gepäck ist nämlich immer noch nicht eingetroffen… im Anschluss wurde ich wieder abgeholt zum Abendessen. Ein Mitarbeiter aus Deutschland war zu dieser Zeit auch in China um einen Geschäftspartner zu treffen. Gemeinsam mit ein paar chinesischen Kollegen ging es ins Restaurant – in der Shopping Mall.

Am Mittwoch war ich auch wieder den ganzen Tag in der Firma. Abends hat mich mein Arbeitskollege Frank abgeholt zum Abendessen. Wir waren wieder in einem Restaurant in einer Shopping Mall. Anschließend hat er mir gezeigt, wo ich voraussichtlich die ersten 3 Monate während meiner Zeit in China wohnen werde – im Somerset Resort in einem Apartment. Direkt angebunden ist – wie soll es anders sein – eine riesige Shopping Mall mit Supermarkt und allem was man in China eben  zum Leben braucht :)

Am Donnerstag war ich wie die beiden vorigen Tage auch den ganzen Tag in der Firma, und abends wieder mit meinem Kollegen Frank zu Abend essen. Heute waren wir in einem Hot Pot Restaurant – natürlich wieder in einer Shopping Mall. Hot Pot ist vergleichbar mit Fondue. An jedem Tisch ist eine Induktionsherdplatte und eine Gasflasche. Man bekommt eine große Schüssel mit Brühe, wahlweise scharf, in der sich schon einiges an Gemüse befindet. Man wählt diverse Sachen aus, die man essen möchte, zum Beispiel Fleisch, Fisch, Garnelen, Pilze, Gemüse und so weiter. Das wird dann in den Hot Pot gelegt und wenn es gar ist wieder heraus genommen und verspeist. Im Anschluss kann man den Sud als Suppe trinken. Es war wirklich sehr sehr lecker, aber mit Stäbchen echt eine Herausforderung zum Essen.

Im Anschluss an das Essen hat Frank mir die Altstadt Suzhou´s gezeigt. Hier war wirklich seht viel los! Aber es war wunderschön. Wenn es mich nicht schon vorher gepackt hatte, dann spätestens als wir die schmalen Gassen, welche gesäumt von kleinen Bachläufen und Brücken und mit roten Lampions geschmückt sind, entlang flanierten. Ich war absolut überwältigt vom Charme und der Magie der Altstadt. Hierher werde ich definitiv wider kommen, mit mehr Zeit, einfach um das rege Treiben zu beobachten.

Am Freitag ging es nochmal in die Firma. Finale Gespräche wurden geführt, Fragen beantwortet und ein Abschlussmeeting gehalten. Nachmittags fuhr mich der Fahrer wieder nach Shanghai zum Flughafen.
Samstag bin ich irgendwann mittags gelandet und war nachmittags wieder zu Hause.

War schon alles sehr anstrengend und aufregend. Anstrengen wegen der Zeitverschiebung und der Hitze (tagsüber hatten wir ca. 40°C und nachts nicht unter 30°C) und aufregend wegen der vielen 1000 neuen Eindrücken...