Der 1. Mai ist auch hier in China ein Feiertag. Und da die Regierung ganz spontan beschlossen hatte, diesen Feiertag auf drei bzw. vier freie Tage auszuweiten, habe auch ich mich auch ganz spontan dazu entschlossen, ein paar Tage zu verreisen.
P.S.: Die Ausweitung der Feiertage hat nicht etwa bedeutet, freie Tage geschenkt zu bekommen. Um den Donnerstag und Freitag auszugleichen, musste am Sonntag vor und am Sonntag nach dem Feiertag gearbeitet werden. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich sonntags bei der Arbeit war...
Nachdem Plan A und Plan B mittels Kurzfristigkeit gescheitert waren, bin ich zu Plan C über gegangen, und habe meine freien Tage in Changzhou verbracht.
Changzhou liegt eine halbe Zugstunde nordwestlich von Suzhou. Es ist keine "typische" Sightseeing-Stadt in China, hat allerdings ein paar Orte, die es sich lohnt anzuschauen, wenn man sowieso gerade in der Nähe ist und etwas Zeit über hat. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, zwecks mangelnder Urlaubstage, die größeren Städte hier in der Umgebung von Suzhou zu besichtigen, und nach Shanghai war Changzhou die erste davon.
Tag 1
Tianning Tempel und Hongmei Park
Los ging es vormittags mit dem Zug von Suzhou nach Changzhou. Wie bereits erwähnt dauerte die Fahrt eine halbe Stunde. Nach meiner Ankunft am Bahnhof bin ich direkt zum Hotel, habe eingecheckt, und gleich weiter zum ersten Tagespunkt: den Tianning Tempel.
Die Anlange des Tianning Temples ist weitläufig und sehr schön angelegt. Man kann schön herum spazieren, sich verschiedene Kapellen ansehen und bis hoch zum 12. Stockwerk der Tianning Pagode fahren. Von hier oben aus hat man einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Tempelanlage sowie den Hongmei Park und über Changzhou selbst. Außerdem gibt es auch einen kleinen, dazugehörenden Park.
Da mir die Aussicht von oben auf den Hongmei Park so gut gefallen hat, habe ich mich kurzer Hand dazu entschlossen, dort im Anschluss etwas spazieren zu gehen. Und aus etwas spazieren gehen wurde dann den Rest des Tages dort verbringen.
Ich bin absolut begeistert von den Parkanlagen hier in China. Das hätte ich vorher nie gedacht, das man nach China kommt und sich Parks anschaut.
Der Hongmei Park ist riesengroß. Es gibt mehrere Seen und Landschaftsarchitektur in unterschiedlichen Stilen. Man hat einen tollen Ausblick auf die Tianning Pagode und es gibt auch eine eigene kleiner Pagode. Außerdem gibt es ein kleines Flamingo-Gehege und einen internen Freizeitpark für Kinder.
Der krönende Abschluss war, bei Dämmerung am Seeufer zu sitzen und Einheimischen beim Musizieren zu lauschen :)
Alles in allem ein wunderschöner, großer Park, durch den zu spazieren mir eine riesige Freude bereitet hat.
Tag 2
Dinosaur Amusement Park
Es handelt sich um einen Themen-Freizeitpark mit angrenzender Shopping- und Food-Straße sowie einem dazu gehörenden Themen-Hotel. Das Thema hier ist Jurassic World.
Der Dinosaur Amusement Park in Changzhou zählt zu einer der besten und beliebtesten Attraktionen in ganz China. Und das zurecht!
Dieser Park steht dem Europapark in Rust (Deutschland) in fast nichts nach.
Der Eintrittspreis liegt bei 230 Yuan, was 30€ entspricht, im Verhältnis zu Deutschland oder dem Disneypark eher günstig.
Allerdings ist der Park mit all seinen Attraktionen und Fahrgeschäften eher nicht an einem Tag zu schaffen, schon gar nicht an einem Tag im Feiertag-Wochenende.
Ich fange einfach mal ganz von vorne an...
Angekommen beim Park bin ich um 10 Uhr. Ich habe mich direkt zum Eingang begeben und mir nicht erst die Shopping-Landschaft angeschaut.
Dann hieß es erstmal Anstehen für die Tickets. Leider stand ich in der falschen Reihe an (was ich aber 1. nicht wusste, da es nicht offensichtlich war, das es zwei unterschiedliche Schlangen gibt und 2. nicht meine Schuld war, da man von einem Parkordner in eine der Schlangen gewiesen wurde)
Ich stand an der Schlange zum Ticketautomaten an. Eigentlich kein Problem, dachte ich. Ich kann ja nun über mein Handy bezahlen. Es stellte sich aber doch als Problem raus, da man seinen Ausweis (nicht Reisepass!!) benötigt, um die Zahlung abzuschließen.
Also habe ich mich zum Touristencenter begeben, von wo man mich ein Gebäude weiter geschickt hat. Auch hier sagte man mir, man sei nicht zuständig für die Tickets, ich solle wieder dahin zurück gehen, wo ich herkam, und mich auf der rechten Seite anstellen. Das habe ich dann gemacht, und nach kurzer Wartezeit kam ich dann an einen der von Menschen besetzten Schalter und konnte mein Ticket kaufen.
Danach hieß es ein drittes Mal am Eingang in der Schlange stehen. Und hier stand ich dann knapp eine Stunde.
Schlussendlich war ich dann um 12:30 Uhr endlich im Park drin.
Die Aufmachung und Gestaltung ist echt einmalig!
Man erkennt richtig die Liebe im Detail, alles getreu dem Motto "Dinosaurier".
Allerdings hat man das Gefühl, dass keine der Attraktionen fährt. Das liegt daran, das es pro Fahrgeschäft nur einen Wagen gibt. Im Fall der Achterbahn fährt dieser im 8-Minuten-Takt. Auch ist es wirklich sehr chaotisch, man erkennt nicht eindeutig für welches Fahrgeschäft man sich eigentlich einreiht, weil kreuz und quer ohne Absperrgitter oder etwas ähnlichem Schlage steht.
Die Achterbahn sah echt super cool aus, ich bin sie aber nicht gefahren, da die Schlange gefühlt einen Kilometer lang war und nur alle 8 Minuten ein Wagen fährt. Ich bin an diesem Tag kein einziges Fahrgeschäft gefahren. Einige habe ich aus der Nähe betrachtet und konnte nur Schmunzeln.
Die Fahrt endet. Dann passiert erstmal nichts. In aller Gemütlichkeit kommen 2 Mitarbeiter. Die Sicherheitsgurte müssen bei jedem Fahrgast manuell geöffnet werden. In aller Gemütlichkeit verlassen die Menschen den Bereich der Attraktion. Dann werden die nächsten Gäste rein gelassen, die dann ihre Plätze einnehmen. Wieder passiert erstmal nichts bis die 2 Mitarbeiter wieder auf der Bildfläche erscheinen und - wieder natürlich in aller Gemütlichkeit - einen Sicherheitsgurt nach dem anderen schließen und zur abschließenden Prüfung nochmal an jedem der Sicherheitsgurte rütteln. Vom Ende der Fahrt bis zum Beginn der nächsten Fahrt hat es 6 Minuten gedauert.
Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, ganz entspannt durch den Park zu schlendern, mir alles ganz genau anzusehen und vielleicht im nächsten Jahr an einem normalen Wochentag nochmal wieder zu kommen, in der Hoffnung, dass dann weniger los sein wird :)
Was ich gerne auch noch hinzufügen würde: der Park schließt um 17 Uhr.
Shoppen und Essen gehen kann man im Anschluss aber noch bis 22 Uhr.
Tag 3
Bailong Temple, Dali Temple, Yancheng Park und Lotus Building
Am dritten und letzten Tag habe ich mich morgens auf dem Weg zum Bailong Tempel gemacht.
Erwartet hatte ich etwas anderes als das was ich zu sehen bekommen habe. Ich habe mich an TripAdvisor orientiert, aber der Tempel der dort als Bailong Tempel ausgegeben wird, ist ein anderer. (welchen ich später am Tag durch Zufall aus der Ferne gesehen habe, aber nach wie vor nicht weiß, wie er heißt)
Der Bailong Tempel liegt etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel, umgeben von ganz viel Grün. Zu sehen gibt es vier imposante Buddahstatuen. Weiter gibt es dazu nicht nicht viel zu sagen. Wenn man Tempel mag, kann man hingehen, es ist aber keine große Sache und man ist in einer halben Stunde durch. Was ich jedoch sehr schön fand, war ganz oben in der Anlage ein einem Pavillon zu sitzen und der Musik und den Gesängen der Mönche zu lauschen.
Vom Bailong Tempel aus bin ich zu Fuß weiter zum Dali Tempel. In nicht einmal 10 Minuten war ich da. Man muss nur der Straße bergab folgen und dann ist sieht man ihn irgendwann auch schon.
Als ich ankam, waren gerade die Mönche fertig mit ihrem Morgengebet und sind von der Gebetshalle in ein anderes Gebäude gelaufen. Ich habe allerlei verschiedener Blicke geerntet, von erfreut über neugierig über freundlich bis hin zu skeptisch und böse. Weiter gab es nichts interessantes zu sehen, auch hier ist man in einer halben Stunde durch.
Vom Dali-Tempel aus habe ich mir ein Taxi zum Yancheng Park genommen. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde. Der Yancheng Park liegt im einem Touristen-Areal. Hier gibt es einen Zoo, einen Freizeitpark und den Yancheng Reliques Park in dem man spazieren laufen, eine Bootsfahrt auf dem einem spiralförmigen Fluss oder ein BBQ machen kann.
Als ich im Park angekommen bin, habe ich mich erstmal hingesetzt, einen Apfel gegessen und direkt ein chinesisches Ehepaar kennengelernt, das mit ihrer Mutter für einen Tag in Changzhou war. Die drei haben sich einfach zu mir gesetzt und Booklyn, so heißt die junge Chinesin, hat mich auf Englisch ausgefragt was ich hier so mache. Wir haben unsere WeChat-Kontakte ausgetauscht und dann bin ich los spaziert.
Später habe ich eine Nachricht mit der Einladung zum BBQ von Booklyn erhalten, die ich mit Freuden angenommen habe.
Es war so ein schöner Nachmittag mit den dreien, wir schreiben auch jetzt noch ab und zu und ich werde sie sicher mal besuchen kommen, sie wohnen in Wuxi, was nur eine Station von Suzhou entfernt ist :)
Nachdem ich nochmal mit ihnen durch den Park spaziert bin, und ihnen gesagt habe, das ich noch das Lotus Building anschauen möchte, haben sie sich spontan dazu entschlossen, noch mitzukommen und mich hinzufahren. Das war so lieb, ohne sie hätte ich es sicher auch nicht gefunden :D
(In der Taxi-App war der Ort "Lotus Building" komplett wo anders)
Nachdem sie ein paar Fotos geschossen hatten, sind sie weiter Richtung Heimat gefahren. Ich habe noch dagesessen und gewartet, bis es dunkel wird, um das Lotus Building in all seiner Schönheit bei Nacht zu sehen.
Es hat sich gelohnt! Auch hier haben sich bei Einbruch der Dunkelheit Einheimische zum gemeinsamen musizieren und tanzen versammelt.
Meine Tage in Changzhou standen wohl ganz im Zeichen der Musik.
Mein Fazit zu Changzhou:
Es gibt ein paar schöne Orte die man sich anschauen kann. Es ist aber kein Muss. Die Stadt selber ist überhaupt nicht schön und ich habe während der ganzen 3 Tage kein richtiges Restaurant gefunden. Ich habe mich von Obst, Gemüse und Süßem aus dem Supermarkt ernährt :D